GuiltyBeatz über den Aufstieg afrikanischer Musik

GuiltyBeatz
GuiltyBeatz in London (Credit: Naija Boi)

Die weltweite Popszene ist bisher traditionell von amerikanischer Musik dominiert gewesen. Langsam verändert sich diese Monopolstellung allerdings; Latin Music und Kpop werden rund um den Globus immer erfolgreicher, auch in den USA.

Historisch gesehen hat auch Afrika eine große musikalische Geschichte. Die Rhythmen und Melodien afrikanischer Musik haben überall auf der Welt ihren Einfluss auf Genres genommen, am auffälligsten ist dieser Einfluss in der Musik der Staaten Nord-, Mittel- und Südamerikas sowie der Karibik zu spüren. Trotzdem warten afrikanische Genres immer noch auf ihren großen Impact im globalen Pop. Dank nigerianischer Artists wie WizKid, Mr Eazi und Davido ist Afrika auf dem besten Weg ins Rampenlicht. Nicht-afrikanische Künstler wie Drake und Major Lazer haben ebenfalls dazu beigetragen, afrikansiche Musik zu verbreiten, in dem sie mit einigen der größten Stars des Kontinents zusammengearbeitet haben.

Auf der industriellen Seite haben die drei großen Major Labels in den letzten Jahren eigene Divisions und Partnerschaften auf dem Kontinent eingerichtet, was klar auf ein kommerzielles Potential dessen hindeutet.

Um mehr über afrikanische Musik und ihren Weg zu erfahren, haben wir uns mit GuiltyBeatz, einem aufsteigenden DJ/Producer aus Accra in Ghana, unterhalten. Wir haben den 29-jährigen auf dem ausverkauften Mr Eazi-Konzert in Los Angeles kennengelernt. Das Event fand zwischen dem ersten und zweiten Coachella-Wochenende statt, bei dem Guilty und Mr Eazi auch beide auftraten. Guilty nutzte seine Zeit in Los Angeles maximal aus, in dem er unter anderem mit Diplo ins Studio ging und mit Poizon Ivy the DJ aus Dallas eine Afro House Eventserie ins Leben rief (Guilty hat vor kurzem mit ihm das DJ/Producer-Duo GuiltyPoizon gegründet).

Als Produzent hat Guilty schon mit einigen von Afrikas größten Stars zusammengearbeitet, darunter neben Mr Eazi auch Wizkid. Er ist außerdem auch solo ein aufstrebender Künstler und hat mit seinem Track „AKWAABA“, der Mr Eazi, Pappy Kojo und Patapaa featuret, weltweit bereits auf sich aufmerksam gemacht. Guiltys neueste Single ‚Pilolo‘ featuret neben Mr Eazi Kwesi Arthur. ‚AKWAABA‘ bedeutet in der Sprache Fante ‚Willkommen‘ – und damit heißen wir auch GuiltyBeatz willkommen…


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Wenn Nicht-Afrikaner von afrikanischer Musik sprechen, reden sie dabei gerne von Afrobeats, was als Genre aus Nigeria stammt. Wie würdest du diesen Sound beschreiben?

Mein Sound ist ein breit gefasster Mix aus ghanaischem Azonto, südafrikanischem House und elektronischer Musik. Um ehrlich zu sein, habe ich aber vor allem Spaß daran, alles etwas zu Mischen und micht nicht nur in die Schublade als Produzent und DJ stecken zu lassen. Ich liebe es, Musik zu machen, diese mit der Welt zu teilen und gute Vibes zu spreaden!

Wie ist die DJ-Szene in Afrika?

Ich kann nicht für ganz Afrika sprechen. Du hast den Osten, den Westen, den Süden, den Norden und Zentral-Afrika. Ich kann meine Erfahrungen mit den Orten, in denen ich schon war, teilen – das waren Länder wie Kenia, Tansania, Simbabwe, Uganda, Nigeria und mein Heimatland Ghana. Diese Szenen sind sehr dynamisch und unterschiedlich. In Westafrika zum Beispiel veranstalten die DJs eigene Parties und laden Künstler zum Performen zu diesen ein. In Ostafrika veranstalten die DJs vor allem Festivals. Allerdings ist es in allen Ländern, in denen ich gewesen bin, definitiv so, dass die DJs Grenzen sprengen und ihre eigene Musik veröffentlichen, bei der sie mit anderen Artists zusammenarbeiten. Die DJs haben außerdem keine Angst davor, etwas zu vermischen, und nehmen Musik aus anderen Regionen und mixen diese Musik aus der ganzen Welt. Die meiste Zeit nimmt der DJ sein Publikum mit auf einen Trip, ob das nun in einem Club oder über das Radio passiert.

Welchen Einfluss hat nicht-afrikanische Musik auf die Szene?

Wir hatten verschiedene Einflussmommente, aber ein größerer ist definitiv der Einfluss von Dancehall gewesen, vor allem in Ghana, Uganda, Kenia und Sambia. In diesen Ländern wird in so gut wie allen Sets Dancehall gespielt; du kannst dieser Musik hier nicht entfliehen. In Ghana wurde die Musik damals, so in den 60er bis 80er Jahren, stark von Funk beeinflusst. Zwischen 1990 und, sagen wir, 2003 oder 2004 gab es viele Einflüsse aus dem R&B. Viele unserer Produzenten haben in dieser Zeit R&B-Hits gesamplet und dabei die gleichen Melodien auf einen ähnlichen Beat gesungen, nur mit anderen Lyrics. Das war damals ein ziemlicher Trend.

Wie hast du dich mit Mr Eazi connectet?

Das war schon vor vielen Jahren. Ich hab mitbekommen, wie sein Track ‚Pipi Dance‚ immer größer wurde und hab mir das Video angesehen. Eazi hat mir etwa zu gleicher Zeit auf Twitter geschrieben und ein gemeinsamer Freund hat vorgeschlagen, dass wir uns connecten. Also habe ich ihm Beats geschickt und von da aus ging es hin und her. Das war 2014. Und siehe da, 2019 touren wir schon gemeinsam durch Nordamerika. Unterschätze niemals Social Media!


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Wie war es für dich, auf dem Coachella zu performen?

Das war schon immer ein Traum von mir. Ich habe schon 2017 davon gesprochen, beim Coachella zu performen und nicht mal zwei Jahre später durfte ich einen meiner besten Freunde auf die Main Stage begleiten. Das war wirklich unglaublich. Die Macht von Worten: Glaube daran und alles wird möglich.

Wie war die Zusammenarbeit mit Diplo?

Ich verfolge Diplo schon eine ganze Weile und finde, dass das, was er als DJ, Produzent und Künstler im Allgemeinen leistet, sehr inspirierend ist. Er motiviert mich, noch mehr Power zu geben und meine Musik so weit wie möglich zu verbreiten. Was daran sehr cool war, ist, dass meine Fans mir schon lange getwittert haben, wann ich denn nun endlich mit ihm zusammenarbeite. Sogar bei Radiointerviews in Ghana bin ich zu Kollaborationen mit Diplo gefragt worden, deshalb war es umso schöner, als es dann passiert ist. Es hat sich schon so angefühlt, als ob es einfach dazu kommen musste.

Er und Major Lazer haben viel dafür getan, afrikanische Musik unter einem nicht-afrikanischem Publikum zu verbreiten. Wie werden sie in Afrika wahrgenommen?

Es ist dope, was Major Lazer alles getan haben, nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch mit den Artists in ganz Afrika, mit denen sie schon zusammengearbeitet haben, so wie DJ Maphorisa, Nasty C, Mr Eazi und Burna Boy, um nur ein paar davon zu nennen. Das hat viel dazu beigetragen, Sound von überall aus Afrika auf ein globales Level zu bringen. ‚Particula‚ ist ein großer Tune, der egal bei welchem Rave in Ghana abgeht.

Du hast schon auf der ganzen Welt performt. Welches Land ist neben Großbritannien das Land, das afrikanische Musik am besten aufgenommen hat?

Ganz sicher die USA. Wir haben grad einen Teil einer nordamerikanischen Tour gespielt und zu sehen, wie die Crowd auf zwei- bis drei-stündige Sets voll afrikanischer Musik abgeht, ist großartig, genauso wie die Diaspora dort. Kanada hat afrikanische Musik auch sehr gut aufgenommen. Europäische Länder wie Frankreich und Schweden haben auch ein tolles Publikum. Europa im Allgemeinen ist auch sehr offen; sie haben ihre eigenen Dance Crews, Festivals und Parties. Das ist eine sehr gesunde Szene, die sie da haben.


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Kannst du uns ein paar Newcomer aus Afrika nennen, von denen DJs wissen sollten?

Da gibt es so viele Namen, die man nennen müsste. Ein Artist, auf den ich aufmerksam geworden bin, ist zum Beispiel J.Derobie, der ein Teilnehmer von Mr Eazis Empawa-Programm ist. Seine erste Single ist grade erst von Popcaan geremixet worden. Ein anderer Typ, den man im Auge behalten sollte, ist JoeBoy. Er hat ein paar Banger, wie zum Beispiel ‚Baby‘. Davon ist das Video vor Kurzem erschienen; ich mag das wirklich. Außerdem gibt es noch ein paar Namen, die in Ghana schon groß sind und die aktuell bereits Welle in der Musikszene machen, bei denen ich das Gefühl habe, dass man sie aber grade deshalb beobachten sollte, was sie dieses Jahr noch alles machen. Das sind Kidi, Kuami Eugene, Kwesi Arthur, Joey B, King Promise, Pappy Kojo, Adina und Teni. Die Liste geht noch weiter. Es gibt so viele große Talente aus Afrika.

Latin Music ist inzwischen eine riesige Kraft in der globalen Popszene. Glaubst du, dass afrikanische Musik auf ein ähnlich erfolgreiches Level kommen kann?

Auf jeden Fall! Afrikanische Musik berührt grade erst die Oberfläche und du konntest schon an Davido und Afro B sehen, was sie jetzt schon in den USA erreicht haben. Sieh dir Black Coffee an; er tourt in der ganzen Welt, hat eine Residency auf Ibiza und übernimmt den ganzen Sommer lang Festivals. Das ist alles Musik aus Afrika und das ist wirklich inspirierend für mich. Wir können definitiv global werden. Letztes Jahr waren wir erst auf der BBC Radio 1 Dance Stage beim Reading and Leeds Festival. Ich habe da ein kurzes Afro House-Set gespielt und Naija Boi und Mr Eazi haben performt. Die Leute sind ausgeflippt. Das war unglaublich zu sehen und es zeigt vor allem, dass unsere Musik genauso weit kommen kann, wie wir sie nur tragen wollen!

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